kulturblog

schönes, erfreuliches
und bemerkenswertes

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Trent Walton

Das schweigende Mädchen

© JU/OstkreuzEin schauriges Jüngstes Gericht macht Elfriede Jelinek aus dem NSU-Prozess. Johan Simons reduziert die Polemik auf 40 Seiten und lässt sie von acht Schauspielern verlesen, als wären es die Prozessprotokolle selbst. Den Toten gedenkend sitzen da Engel, Propheten, Jungfrauen, Jesusfiguren und erörtern das Nichtwissen, das Wissen-Wollen und das Verstehen.

Die Produktion der Münchner Kammerspielen war bei den Autoren Theatertagen am Deutschen Theater Berlin zu Gast und wird noch ein letztes mal in München zu sehen sein.

Derniere
Münchner Kammerspiele, München
Sa 11.07.2015

The Civil Wars

© Marc StephanAuf der Bühne passiert nicht viel: auf einem Podest ein Wohnzimmer, darin vier Menschen, darüber im close-up ihre Gesichter auf einer Filmleinwand. Man schaut wie durch einen Guckkasten in die Leben der vier belgischen und französischen Schauspieler. Die erzählen ihre ganz privaten Geschichten, fragen nach ihrem eigenen Glauben, ihrer politischen Überzeugung.

Es ist Milo Raus persönlichstes Stück. Kein dokumentaristischer Zugriff, wie man ihn sonst vom »International Institute of Political Murder« kennt, keine großen Kriege, keine Völkermorde, es geht um die Kriege im kleinen, die Brutalisierung der Gesellschaft – hausgemachte Kriege.

Der rote Faden der »home-made war zone« verliert sich im Laufe des Abends, man folgt den Spielern aber gebannt, weil sie einen ganz dicht heran lassen, an das was sie zu erzählen haben. The Civil Wars glückt vor allem, weil einem die Menschen nahe kommen, nicht unbedingt mit dem, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird.


Schaubühne Berlin, im Rahmen von F.I.N.D. #15
Sa 18. April 2015
So 19. April 2015

Wiener Festwochen, brut im Künstlerhaus, Wien
13. – 15. Juni 2015

Grec Festival, Barcelona
23. bis 27. Juli 2015

Spielart Festival München
30. Oktober bis 1. November 2015

Common Ground

© Esra RotthoffCommon Ground ist nicht der kleinste gemeinsame Nenner, eher die größte gemeinsame Vielfalt, kein Betroffenheitstheater, obwohl alle 8 Spieler betroffen sind. Sie erzählen Versatzstücke aus ihrem Leben – von selbst erlebten Kriegswirren und einer gemeinsamen Bosnienreise –, verschnitten mit historischen Ereignissen des Jugoslawienkrieges.

Das von Yael Ronen und den Schaupielern kollektiv erarbeitete Stück ist erfreulicherweise wirklich ein Stück: direkt, intensiv und dringlich. Eben keine wohlfeile Lecture Performance über Krieg, Schuld, Vergebung, Verdrängung, Vergessen. Es geht richtig zur Sache und so geht man ergriffen und bewegt aus dem Theater und fragt sich, wie sie das machen, selbst betroffen zu sein, die eigene Geschichte zu spielen, auf der Bühne gleichzeitig Figur wie Mensch zu sein. Es gelingt ihnen ein ergreifendes Plädoyer für Menschlichkeit und Frieden.

Common Ground wurde zum Theatertreffen 2015 und zu den Mühlheimer Theatertagen eingeladen.

Gorki Theater Berlin

Do 7. Mai 2015
Fr 8. Mai 2015
Fr 15. Mai 2015
Fr 12. Juni 2015
Sa 27. Juni 2015
So 28. Juni 2015, jeweils 19:30 h

Mülheimer Theatertage
So 31. Mai 2015

Schillertage, Mannheim
Mo 15. Juni 2015